Bloss nicht! Baden-Württemberger gibt es nicht! Es gibt Badener und Schwaben! Das ist ein grosser Unterschied, das dürfen Sie nicht vergessen während Ihrem Besuch in Karlsruhe. Daher hier Hintergrundwissen für Sie: Karlsruhe war Haupt- und Residenzstadt des ehemaligen Landes Baden. Baden war von 1806 bis 1871 ein souveräner Staat und dann bis 1945 ein Land innerhalb des Deutschen Reiches. Bis 1918 war Baden eine Monarchie (zunächst absolutistisch, dann konstitutionell), von 1918 bis 1933 eine demokratische Republik und von 1933 bis 1945 Teil der nationalsozialistischen Diktatur. Heute sind die ehemals badischen Gebiete Teil von Baden-Württemberg innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Obwohl die heutigen Regierungsbezirke nicht mehr den alten Landesgrenzen entsprechen und offiziell nur nach dem Sitz des Regierungspräsidiums benannt sind, werden sie landläufig oft noch als Nord- bzw. Südbaden bezeichnet. Andererseits beharren auch Bewohner von Orten, die heute zu den Regierungsbezirken Tübingen oder Stuttgart gehören (etwa am Bodensee), meist weiterhin darauf, badisch zu sein. Die alten Grenzen des Landes Baden spiegeln sich auch noch darin wider, dass es zwei eigenständige badische Sportbünde (Badischer Sportbund Nord und Badischer Sportbund Freiburg), sowie zahlreiche eigenständige badische Sportfachverbände (z. B. Südbadischer Fußball-Verband und Badischer Turner-Bund) und eine eigenständige Evangelische Landeskirche in Baden gibt. Die Einteilung der katholischen Bistümer (Erzbistum Freiburg bzw. Bistum Rottenburg-Stuttgart) entspricht ebenfalls den alten Grenzen. Auch andere Verbände sind noch nach den alten Grenzen getrennt. In der Organisation der Justiz haben sich die ehemaligen Grenzen ebenfalls erhalten. Manche Medien orientieren sich noch immer an den alten Grenzen von Baden und Württemberg: Zum Beispiel veranstaltet der SWR Hörfunk-Regionalprogramme wie „Baden Radio“ oder „Radio Südbaden“ im Programm SWR4 Baden-Württemberg oder auch der private Radiosender Radio Regenbogen. Ein starkes Regionalgefühl ist auch heute noch vorhanden oder sogar stärker geworden. Dies lässt sich auch an der Rolle des Badnerlieds[9] erkennen, einer der beliebtesten Regionalhymnen in Süddeutschland überhaupt, welche ab Ende des 19. Jahrhunderts belegt ist. Es gibt ein gewisses Lebensgefühl, das auch geschichtlich begründet ist. Es gibt pragmatische badische Lösungen. Man muss miteinander schwätzen und findet einen Weg miteinander klarzukommen. Es gibt sicher auch so etwas wie eine badische Liberalität. Das hängt mit dem Verfassungspatriotismus des 19. Jahrhunderts zusammen. Und dann gibt es das Leben an der Grenze - nahe Frankreich und der Schweiz. Das hat die badische Mentalität schon mitgeprägt.“ – Sven von Ungern-Sternberg, Mehr als das Singen des Badner-Lieds. Alte Kultur Baden, nicht Württemberg, galt im 19. Jahrhundert als Musterländle und hatte naturräumlich durch die Oberrheinebene mit dem wärmsten Klima Deutschlands, mit fruchtbaren vulkanischen Böden, teilweise schon in der Römerzeit genutzten Heilquellen und Kurorten, ausgezeichneter Verkehrserschließung und der Nähe zu Frankreich und der Schweiz deutlich bessere Entwicklungsvoraussetzungen als Württemberg oder gar Bayern. Deutlich wird besonders im Süden und im Raum Karlsruhe das vorhandene Bewusstsein, mit dem sich die Menschen als Badener oder Badner bezeichnen – oft schon allein, um sich von der Landesregierung im württembergischen Stuttgart abzugrenzen. In diesem Zusammenhang findet beispielsweise das Badnerlied Verwendung, das in Baden einen höheren Stellenwert und Bekanntheitsgrad besitzt als die anderen Landeshymnen. So ertönt es seit den 1990er Jahren in den Stadien des SC Freiburg, des Karlsruher SC und des TSG 1899 Hoffenheim vor Beginn der Spiele. Traditionell wurde es auch bei den internationalen Galopprennen in Iffezheim vor dem Hauptrennen gespielt. Bis heute sieht man gerade in Südbaden viele badische Flaggen, und auch der badische Wein trägt die Identität des Landes fort. Fasching sagen! Falsch - das heisst Fasnacht. Große Bedeutung im Jahreslauf hat die Fasnacht, die vom Schmotzigen Donnerstag bis Aschermittwoch dauert. In dieser Zeit sind in vielen Gegenden Badens Büros und Geschäfte geschlossen, weil in jedem Ort Umzüge und Feste stattfinden. Umzüge und Fasnachtssitzungen sind aber auch schon ab dem Dreikönigstag üblich. Und selbst nach Aschermittwoch geht es weiter, in den Tiefen des Südschwarzwalds beginnt am Donnerstag danach die „Buurefaasned“, die traditionell mit einem „Schiibefüüer“ je nach Ortschaft bis zu vier Tage später endet. Gelbfüssler sagen! Oje - möchten Sie gerne an die Stadtgrenze geführt werden mit Blick nach Stuttgart und einen Tritt in den Hintern haben? Ab etwa 1900 wurde der Begriff auf die Einwohner Badens übertragen. Möglicherweise ist dies auf den badischen Wappengreif zurückzuführen, welcher früher mit gelben Klauen versehen wurde. Ursächlich könnten ebenfalls die vom Badischen Regiment im 18. Jahrhundert getragenen gelben Gamaschen sein. siehe hierzu auch www.wir-gelbfuessler.de |
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